Sehr geehrter Herr Doktor.
Ich bestätige den Empfang
Ihres gesch.
Schreibens vom 11. l.M. betreffend die Angelegenheit KarlKraus ca: „Aufruf“
und gestatte mir Ihnen mitzuteilen, dass
der Abdruck des in der
letzten Fackel erschienenen Gedichtes
ohne Einwilligung des Herrn Kraus
meiner Ansicht nach einen
widerrechtlichen Eingriff in die Autorrechte des Herrn Kraus
darstellt. Gemäss § 24. Zahl 2 des Gesetzes über das Autorrecht dürfen
Romane, Feuilletons, Novellen und Gedichte
sowie Abhandlungen
belletristischen, wissenschaftlichen,
technischen, oder
künstlerischen Inhaltes, welche in Zeitungen,
oder in periodischen
Zeitschriften veröffentlicht worden sind,
auch dann nicht anderwärts
ohne Einwilligung des Autors ab
gedruckt werden, wenn der
Abdruck nicht ausdrücklich unter
sagt war. In der
Voranstellung des Gedichtes des Herrn Kraus
als Motto des Artikels von Lucien Verneau
kann meiner An
sicht nach nicht die durch das Gesetz zugelassene Zitierung
eines fremden Werkes
erblickt werden. Es handelt sich hier
nicht um ein Zitat, dessen
Anführung bei gleichzeitiger
Nennung des Autors nach unserem Gesetze zulässig ist, wenn
es zur Klarstellung des
Inhaltes des betreffenden Artikels,
in
welchem es zitiert wurde, zur Begründung einer Stellungnahme,
zum Zwecke der Kritik oder
Polemik mit einer fremden Anschau-
ung zitiert wurde.
Mit Rücksicht darauf habe ich
dem Wunsche
des Herrn Kraus
entsprechend, den Herausgeber und verantwortlichen Redakteur des „AUFRUF“ zur Berichtigung der Druck
fehler und Bezahlung des
Sühnebetrages aufgefordert.
Indem ich bitte, dies zur
Kenntnis zu
nehmen, zeichne
ich
Ihr ergebener:
Dr. Turnovsky
P.S.
Vor Absendung dieses Briefes
und des an den Herausgeber undverantwortlichen Redakteur des „AUFRUF“ gerichteten Schreibens
erhielt ich Ihren gesch. Brief vom 14. l.M., der ebenso wie der
Brief vom
11. l.M. nicht unterfertigt war und dem der Entwurfdes
Berichtigungsschreibens nicht beilag.
Ich halte daher den Brief an
den „AUFRUF“ zurück und bitte
mir den Entwurf des Berichtigungsschreibens einzusenden und
mitzuteilen, ob Sie nach den
obigen Ausführungen das Einschrei
ten gegen den „AUFRUF“
wünschen.