Sehr geehrter Herr Doktor.
Ich bestätige dankend den
Empfang Ihres Briefes vom21. d.M., zu dem
ich Folgendes bemerke:
Ich habe dem Gegenanwalte die in Ihrem gesch. Briefevom 22.XII. v.J. aufgesetzte Satisfaktionserklärung nicht vorge
legt, sodass die
Stipulierung der im Vergleiche festgesetzten
Erklärung nicht als ein
Abgehen von dem früher verlangten Wort
laute und daher als
Unsicherheit aufgefasst werden kann.
Ich möchte es gerne
vermeiden, an den Gegner wegen
einer
Abänderung der im Vergleiche festgelegten Fassung heran
zutreten, und zwar nicht nur
deswegen, weil ich mit Dr. Stein
weder mündlich, noch
schriftlich verkehre, sondern hauptsächlich
darum, weil es mir wichtig
scheint zu verhindern, dass er den
bedingt abgeschlossenen
Vergleich widerrufe und dies damit
begründe, ich hätte
nachträglich eine andere als die vereinbarte
Fassung der
Satisfaktionserklärung verlangt.
Wenn auch der letzte Satz der
Erklärung in der
vereinbarten
Fassung nicht ganz richtig an den ersten Satz an
schliesst – ich habe leider auch
übersehen, dass anstatt „Behauptun
gen“ „Beleidigungen“
hätte gesetzt werden sollen – so ist doch der
Satisfaktionszweck auch in dieser
Fassung erfüllt und ich glaube,
dass man diese logisch nicht
unrichtige, wenn auch sprachlich nicht
einwandfreie Fassung umso eher
akzeptieren kann, als es ja Frau Dr.Schnierer und nicht Herr Kraus ist, der die betreffende Erklärung
abgibt.
Wenn Dr. Stein, ohne dass eine Abänderung des Wortlautes
der Satisfaktionserklärung
verlangt wird, den Vergleich widerrufen
sollte, dann wird seine Mandantin
sicherlich verurteilt werden.
Ich bitte Sie daher, sehr
geehrter Herr
Doktor, Herrn Kraus
zu
befragen, ob er nach Erwägung der hier dargelegten Gründe trotzdem
wünscht, dass ich die
Korrektur der Satisfaktionserklärung vom Gegner
verlange. Ich bin natürlich
bereit dies zu tun, glaube jedoch, dass
es besser wäre es zu
unterlassen. Ihre Rückäusserung müsste allerdings
spätestens am Montag früh
bei mir einlangen.
Gleichzeitig wollen Sie mir
bekanntgeben, ob ich in diesem
Falle den Vergleich widerrufen soll, wenn Herr Dr.
Stein eine Abände
rung des Wortlautes der
Erklärung ablehnen sollte.
Mit dem Ausdrucke der
vorzüglichen Hochachtung und
ergebenen Grüssen an Sie und Herrn Kraus, zeichne ich
als Ihr ergebener:
Dr. Turnovsky