Der Sozialdemokrat, 17.2.1936Nach zwei JahrenDer Kampf, Februar 1936[Artikel im Zusammenhang mit dem Pressprozess Kraus ca. Sozialdemokrat]


Sehr geehrter Herr Doktor.


Durch das heute erschienene Montagsblatt wurde ich auf einen in der Zeitschrift DER KAMPF veröffentlichten Artikel von Emil Franzel aufmerksam gemacht, der für HerrnK. sicherlich von Interesse sein wird.


Ich sende Ihnen den Artikel ein
und bemerke, dass in dem gleichen Heft auch ein langer Artikelvon Otto Bauer erschienen ist. Da ich nicht weiss, ob diese Zeit
schrift nicht in Oesterreich verboten ist und vermeiden will,
dass der Brief inhibiert wird, sende ich nicht das
ganze Heft. Es ist immerhin interessant, dass Franzel von der
Monarchie aussagt, sie sei ehedem ein Wall gegen links gewesen,
werde jetzt aber immer mehr eine Waffe gegen den Extremismus von
rechts, eine Fahne der antifaszistischen Klassen. Selbst wenn es
also wahr wäre, dass Herr K. in seinen letzten Publikationen seine
Stellung zum Monarchismus geändert habe, so dürfte dies doch
nicht zum Anlass von Schmähungen durch ein Blatt genommen werden,
dessen Redakteur die Monarchie als Waffe gegen den Extremismus
von rechts und Fahne der antifaszistischen Klassen bezeichnet.


Ich bitte, mir in der Antwort auf
meinen Brief vom 7. d.M. auch mitteilen zu wollen, ob man diesen
Umstand in dem anhängigen Pressprozesse nicht zur Sprache bringen
soll.


Das letzte Fackelheft, für dessen Einsen
dung ich Herrn K. meinen besten Dank zu übermitteln bitte, habe
ich mit Bewunderung gelesen und war – wie immer – überwältigt
von der Wucht der Argumentation und Klarheit des Ausdruckes.


Indem ich Sie, sehr geehrter Herr Doktor,
bitte, Herrn K. meine besten Grüsse zu bestellen, zeichne ich


in vorzüglicher Hochachtung ergebener:
Dr. Turnovsky


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