Prager Tagblatt


Sehr geehrter Herr Kollege!


Mit dem besten Dank bestätige ich den
Empfang Ihres freundlichen Schreibens vom 18. Oktober 1937 und
danke Ihnen nochmals für alle Ihre Mühe in den Angelegenheiten
von Karl Kraus. Unterdessen war ich auch am 20. Oktober bei der
Hauptverhandlung in Brünn, die, wie Sie wahrscheinlich aus dem
Prager Tagblatt‘ erfahren haben werden, gleichfalls mit einem
bedingten Vergleich endete, der allerdings von Herrn Sonka wider
rufen werden könnte. Ich glaube aber nicht, daß er von dieser
Möglichkeit Gebrauch machen wird. Nun sind alle Angelegenheiten
für Karl Kraus soweit beendet, daß ich daran gehen kann, eine
Darstellung seiner Rechtssachen zu veröffentlichen. Die Vorar
beiten werden bereits gemacht, doch ist es immerhin möglich,
daß speziell was die Prager-Prozesse betrifft meine Akten nicht
lückenlos sind. Ich bitte Sie nun um Ihre freundliche Zusage, mir
gegebenenfalls die notwendigen Unterlagen in Übersetzungen einzu
senden, wofür ich Ihnen schon im vorhinein bestens danke. Ich
werde nicht verabsäumen, Ihnen den Entwurf meiner Arbeit, soweit
er sich auf die Prager-Prozesse bezieht, vor der Drucklegung zu
einer freundlichen Durchsicht einzusenden, damit Sie etwaige tat
sächliche Richtigstellungen vornehmen können. Ich hoffe, daß auch
meine Prager Reise sich bald durchführen lassen wird, und so
schließe ich mit dem Wunsch auf ein baldiges Wiedersehen und
mit dem Ausdruck der vorzüglichsten kollegialen Hochachtung


als Ihr ergebener


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