Die Fackel schwelt


Sehr geehrter Herr Kollege!


In der Anlage übersende ich Ihnen den verspro
chenen Entwurf für den zu erstattenden vorbereitenden Schriftsatz. Es bleibt Ihnen überlassen, Kürzungen vorzunehmen oder,
wenn Sie dies für notwendiger halten, Ergänzungen einzu
schalten. Auch glaube ich, dass es bei der mündlichen Haupt
verhandlung doch notwendig sein wird, auf den Kuhhandel hinzu
weisen, den die Angeklagten mit der Ehre eines Anderen treiben,
indem sie zwar eine Erklärung abzugeben bereit waren, nicht
aber die Kosten zu bezahlen, woraus ihre niedrige Gesinnungs
art hervorgeht, beleidigen zu wollen und dem Beleidigten noch
Kosten zu verursachen. Ich bin auch noch auf eine besonders
gemeine Stelle des inkriminierten Artikels gekommen, die bei
der ersten Lektüre offenbar von Herrn K. und auch von mir
übersehen worden ist. Um ganz sicher zu gehen, dass nicht eine
Selbsttäuschung meinerseits vorliegt, muss ich noch einmal
das letzte Fackelheft durchlesen und ich werde Ihnen noch
weiter über diesen Fund berichten. Es handelt sich um die auf
Seite 559 unten beginnende Stelle: „Und dazu noch die schmerz
hafte Verunglimpfung … Wir sähen mit lustvoller Erwartung
der Konfrontierung des Empfindsamen mit dem blutmäuligen Untier
entgegen, von nichts anderem bewegt als von echt jüdischer
Sadistenfreude am Metzeln und Würgen“. Ich habe das Heft sehr
oft gelesen, vor und nach dem Erscheinen, und kann mich keiner
Stelle erinnern, die bei böswilligster Auslegung diesen Sinn
ergäbe. Dies wird man doch bei der Hauptverhandlung festnageln
müssen, doch muss wie erwähnt noch einmal das ganze Heft darauf
hin durchgesehen werden.


Ich zeichne, Ihnen die Grüsse des Herrn K. über
mittelnd und Sie selbst bestens grüssend,


mit vorzüglicher kollegialer Hochachtung
Ihr ergebener


1 Beilage


3