Sehr geehrter Herr Kollege!
Ich danke Ihnen bestens für
Ihr freundliches
Schreiben vom 17. September 1937 und würde mich freuen,
wenn es
Ihnen gelänge, den
Termin auf den 20. Oktober verlegen zu lassen,
weil ich wenigstens nach der
bisherigen Einteilung an diesem Tage
der Hauptverhandlung
beiwohnen könnte. Sehr bedauerlich finde ich,
daß der Verteidiger
Sonkas
offenbar die Methode einschlägt, den
Prozeß in kalendas graecas
zu verschleppen. Ich hoffe, daß Sie die
Möglichkeit haben, diesem
Manöver entgegenzutreten und es zu ver
hindern. Karl Kraus ist
jetzt 1¼ Jahre tot, seit 1 1/2 Jahren war
keine Hauptverhandlung, die
Gegenseite hätte also Zeit genug gehabt,
einen Schriftsatz zu
überreichen. Wenn sie das erst vor der ange
setzten neuen
Hauptverhandlung tut, so ist es wohl klar, daß auf
solche Beweisanträge keine
Rücksicht zu nehmen ist.
Wann kommen Sie nach Wien?
Ich bin mit herzlichen
Grüßen und vorzüglicher
kollegialer Hochachtung
Ihr ergebener